Never be the same (again)- ein Plattenbau versteht sich als raumgreifende Installation, die durch ihren hohen Grad an Flexibilität an jedem Ort präsentierbar sein wird und sich zum Ziel setzt eine Art nostalgischen Wohnraum zu assoziieren. Inhaltlich beschäftigt sich das Projekt mit einem Thema meiner Generation (Generation Y), deren oberstes Gebot Mobilität und die damit einhergehende Unsicherheit ist. Die Arbeit besteht aus mehreren Aluplatten, die additiv angeordnet werden können. Diese werden zunächst vorbehandelt, dann schwarz grundiert und abschließend in einem langwierigen Prozess mit feinen Nadeln bearbeitet, die letztlich das Sujet „herauskratzen“.
Die auf den Platten befindlichen Darstellungen zeigen in Originalgröße Mobiliar, Bilder, Pflanzen usw., also all jene Objekte, mit denen wir uns im Alltag umgeben. Je nach Bedarf werden die einzelnen Teile angeordnet und einem gezielten Kontext zugeordnet. Als Referenz dienen hierbei unter anderem Joseph Kosuths Überlegungen zur Problematik der sinnlichen Wahrnehmung der Realität, Identität und Definition der Gegenstände, im Beispiel der 1965 entstandenen Arbeit One and Three Chairs. Im Gegensatz zur Materialität der Aluplatten steht die Bildübersetzung der Arbeit; sie verspricht ein Ankommen in einem imaginären Zuhause. Kontinuität schafft in der Bearbeitung neben altem Mobiliar auch das Muster einer Strukturtapete im Hintergrund einer jeden Platte. Auch dieses dient als Referenz und soll die Auseinandersetzung mit einer Struktur/Rolle thematisieren in der wir uns unweigerlich als Mitglied der Gesellschaft vorfinden.
Es entsteht somit eine Installation mit wohnlich-gemütlichem Charme einer längst vergangenen Zeit. Ein Zimmer, das Beständigkeit aufgreifen könnte. Doch die Vielteiligkeit der Serie, die der Methodik der Bauweise eines Plattenbaus stark ähnelt, lässt schnell einen Verweis auf unsere gegenwärtige Zeit zu; Flexibilität scheint das A und O unserer Generation zu sein, wie es etwa der amerikanische Soziologe Richard Sennett in seinem Buch „Der flexible Mensch“ treffend beschrieben hat. Unsere Generation, der alle Freiheit zugrunde liegt, darf flexibel wie nie zuvor sein und dies bei einer gesteigerten Erwartungshaltung in Bezug auf Erfolg in Karriere und Familie. Diese Flexibilität verlangt nach einer präzisen Koordination des Privaten. Flexibilität aber auch, die uns dazu auffordert unsere Wohnräume als stetige Übergangsphasen zu begreifen, die ein dauerhaftes Niederlassen ausschliessen. Doch was bedeutet dies im Konkreten für die Lebensplanung des Einzelnen?
Im Projekt Never be the same (again)- ein Plattenbau werden Raum und Zeit neu strukturiert, de- oder formiert. Der Präsentationsraum wird zur Bühne, der/die BetrachterIn erzeugt die bildliche Erfahrung selbst, indem er/sie die Botschaften dechiffriert und der Räumlichkeit habhaft wird.